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Philip Schaub im Interview: BMX-Profi aus Pleidelsheim über Olympia, Training und Heimat
Philip Schaub, Profi-BMX-Fahrer
Im Gespräch

Philip Schaub im Interview: BMX-Profi aus Pleidelsheim über Olympia, Training und Heimat 

Er ist in Pleidelsheim aufgewachsen, wurde dort getauft, konfirmiert – und hat auf der Mix-Strecke seine ersten Runden auf dem BMX gedreht: Philip Schaub. Heute gehört er zur deutschen BMX-Elite und vertrat 2024 als einziger männlicher Starter Deutschland bei den Olympischen Spielen in Paris. Im Interview mit Pleidelsheim Online spricht Philip über seine Wurzeln, seinen Weg in den Spitzensport, bewegende Momente bei Olympia – und was er sich für die Saison 2025 vorgenommen hat.

PLON: Hallo Philip, du bist Profisportler, genauer gesagt BMX-Fahrer. Wie viele Jahre sitzt du bereits auf dem BMX-Rad?
Seit dem Frühjahr 2003 sitze ich auf dem BMX-Rad – das sind inzwischen über 22 Jahre.

PLON: Wie viele Stunden investierst du pro Woche in deinen Sport?
Ich würde sagen, das hängt immer ein Stück weit von der Saisonphase ab. In einer klassischen Wintervorbereitung komme ich auf etwa 25 bis 35 Stunden pro Woche. Dabei geht es nicht nur um das reine Training auf dem Rad, sondern auch um alles, was dazugehört – zum Beispiel Dehnen zuhause, Physiotherapie, Sauna, Eisbäder oder Mentaltraining. Das sind alles wichtige Bestandteile, die am Ende genauso zum Training gehören. Insgesamt ist das von der zeitlichen Belastung her ein Full-Time-Job. Wenn ich dann noch meine Social-Media-Arbeit dazurechne, lande ich bei etwa 45 bis 50 Stunden pro Woche.

PLON: Du trainierst beim MSC Ingersheim im Prinzip direkt vor der eigenen Haustür, spielte das eine entscheidende Rolle bei deinem sportlichen Wertegang?
Der MSC Ingersheim ist mein Heimatverein, auch wenn ich dort mittlerweile nicht mehr aktiv trainiere. Inzwischen lebe ich in Stuttgart, aber die Verbindung zu Pleidelsheim ist nach wie vor sehr eng – nicht zuletzt, weil meine Eltern dort wohnen und ich selbst auch noch regelmäßig vor Ort bin.
Mein Training findet mittlerweile in Stuttgart statt, auf einer BMX-Strecke, die den aktuellen Weltcup-Standards entspricht – übrigens die einzige ihrer Art in ganz Deutschland. Dort habe ich optimale Bedingungen, um mich auf internationale Wettkämpfe vorzubereiten.
Die Mix-Strecke in Pleidelsheim war allerdings ein ganz zentraler Bestandteil meines sportlichen Werdegangs. Damals war sie schnell erreichbar – in etwa 20 Minuten war ich vor Ort – und ich habe dort unzählige Stunden verbracht, teilweise sogar ganze Sommerferien. Diese Nähe und die Möglichkeit, jederzeit trainieren zu können, haben mich definitiv geprägt.

PLON: Du bist vor allem in der Disziplin Pumptrack erfolgreich, was muss man sich darunter vorstellen?
Beim BMX-Rennen geht es in erster Linie darum, mit acht Fahrerinnen oder Fahrern gleichzeitig über die Strecke zu starten – und wer als Erster im Ziel ist, gewinnt. Die gefahrene Zeit spielt dabei keine Rolle, es zählt allein die Platzierung im direkten Vergleich mit den anderen.
Beim Pumptrack ist das etwas anders: Die Strecke ist deutlich kürzer, verläuft meist als Rundkurs und kann theoretisch unendlich lange befahren werden. Hier steht das Zeitfahren im Vordergrund. In der Regel wird im K.-o.-System gefahren – das heißt, zwei Fahrerinnen oder Fahrer treten gegeneinander an. Zuerst legt eine Person eine Zeit vor, dann fährt die zweite. Wer die schnellere Zeit hat, gewinnt das Duell oder qualifiziert sich für die nächste Runde.

PLON: Du hast im August vergangenen Jahres Deutschland bei Olympia vertreten, wie war dies für dich?
Es war eine unglaublich beeindruckende Erfahrung für mich. Ein riesiges Privileg, als einziger männlicher BMX-Athlet Deutschland bei den Olympischen Spielen in Paris vertreten zu dürfen. Olympia war für mich die Belohnung für all die harte Arbeit und das jahrelange Training, das ich in diesen Moment investiert habe.
Das Event selbst war überwältigend – nicht nur sportlich, sondern auch emotional. Als Sportler aus einer Randsportart bekommt man nur sehr selten, wenn überhaupt, eine solche Bühne. Die Aufmerksamkeit in dieser Zeit war einfach enorm. Es war wirklich krass zu sehen, wie viele Menschen meine Rennen verfolgt haben – selbst Leute aus Pleidelsheim, die mich gar nicht persönlich kannten, haben sich bei meiner Familie erkundigt, wann ich starte.
Auch Wochen später wurden meine Eltern noch auf meine Olympia-Rennen angesprochen. Das hat mir einmal mehr gezeigt, welchen Unterschied so ein Großereignis für die Wahrnehmung unserer Sportart macht – aber auch, wie sehr Menschen mitfiebern, wenn eine Bühne wie Olympia geschaffen wird. Das war für mich als Athlet eine ganz besondere Wertschätzung.

PLON: Wie schwer ist der Weg, um überhaupt bei solch einem Sportevent teilnehmen zu können? Was war bei dir für eine Qualifikation notwendig?
Sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, ist grundsätzlich ein riesiger Aufwand. Es steckt unglaublich viel Arbeit dahinter, überhaupt die Chance zu bekommen, bei Olympia dabei zu sein. Wie ich schon gesagt habe: Die Teilnahme ist das Ergebnis vieler Jahre voller Entscheidungen, harter Trainingsstunden, Schmerz, aber auch großer Freude.
Die eigentliche Qualifikation für Paris hat bereits im August 2022 begonnen – also zwei Jahre vor den Olympischen Spielen. Sie lief über ein sogenanntes Nationenranking ab: Jede Nation konnte Punkte sammeln, und dabei zählten die drei besten Fahrer des Landes. Ihre Punkte wurden zusammengerechnet, und je nach Gesamtscore wurden die Startplätze vergeben – drei, zwei, einer oder gar keiner.
Wir sind stark in die Qualifikation gestartet, hatten dann aber viel Verletzungspech im Team. Dadurch ist Deutschland im Ranking abgerutscht, und zeitweise sah es sogar so aus, als würden wir keinen Startplatz bekommen. Doch gegen Ende 2024 konnten wir uns durch starke Leistungen nochmal zurückkämpfen und uns letztlich einen Platz bei Olympia sichern.
Für die persönliche Qualifikation waren dann gute Ergebnisse bei Weltmeisterschaften und Weltcups entscheidend. Zusätzlich musste man bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, etwa die Teilnahme an kleineren internationalen Rennen. Bei der finalen Auswahl ging es darum, wer bei den großen Events wie WM und Weltcup besonders stark performt hat.

PLON: Welcher Wettkampf war für dich persönlich bisher dein sportliches Highlight?
Das war im April 2024 – ein Weltcup in Tulsa, USA. Für mich war dieses Rennen etwas ganz Besonderes, denn es war mein erster Weltcup nach meiner Bandscheiben-OP im November 2023.
An diesem Wochenende ist mir dann etwas gelungen, was ich bis dahin noch nie geschafft hatte: Ich habe zum ersten Mal in meiner Karriere das Finale eines Weltcups erreicht – und wurde am Ende sogar Vierter.
Dieses Ergebnis war nicht nur ein persönlicher Meilenstein, sondern letztlich auch ausschlaggebend dafür, dass sich mein Verband entschieden hat, mich für die Olympischen Spiele zu nominieren.

PLON: Du bist Pleidelsheimer und wurdest im August letztes Jahr sogar vom Bürgermeister persönlich nach der Olympiateilnahme in Empfang genommen, welchen Bezug hast du zu unserer Gemeinde? Was bedeutet dir der Ort?
Ich bin in Pleidelsheim aufgewachsen – ich glaube, mit etwa zwei Jahren sind wir dorthin gezogen. Dort habe ich meine Kindheit verbracht und war in zwei Kindergärten: im Erdmännchen-Kindergarten nahe des Industriegebiets, den es heute gar nicht mehr gibt, und später im Waldkindergarten.
Meine ganze Jugend habe ich in Pleidelsheim erlebt. In den Sommerferien war ich ständig mit dem Fahrrad unterwegs, habe mit Freunden die Straßen unsicher gemacht – so wie das eben sein soll. Ich kenne unglaublich viele Menschen dort. Ich wurde in Pleidelsheim getauft, bin dort zur Konfirmation gegangen – es ist einfach ein Ort, mit dem ich sehr viel verbinde.
Was ich an Pleidelsheim besonders schätze, ist der persönliche Kontakt unter den Leuten. Man kennt sich, man grüßt sich, es ist eine Gemeinde mit echtem Zusammenhalt.
Heute lebe ich zwar wegen meines Sports in Stuttgart, aber meine Verbindung zu Pleidelsheim ist nach wie vor stark – zum einen natürlich durch meine Eltern, die dort noch wohnen, zum anderen durch meinen Hauptsponsor Cold Arts, ein Kälte- und Klimatechnik-Unternehmen aus Pleidelsheim. Wenn dort etwas ansteht, bin ich immer gerne dabei und unterstütze, wo ich kann.
Nicht vergessen darf ich Ralf Trettner – er war eine wichtige Figur in meinem sportlichen Werdegang. Damals, als ich im Waldkindergarten war, hatte er auch einen Sohn dort. So entstand der erste persönliche Kontakt, und kurze Zeit später habe ich dann mit dem BMX-Fahren angefangen. Ich glaube, seit 2005 habe ich kaum eine Sportlerehrung in Pleidelsheim verpasst – und seitdem besteht auch mein Bezug zu Ralf Trettner.

PLON: Welchen Rat möchtest du Nachwuchssportlern mit auf den Weg geben?
Grundsätzlich würde ich jedem jungen Sportler – besonders im Kinder- oder Teenageralter – raten, den Spaß am Sport in den Vordergrund zu stellen. Probiert euch aus, findet heraus, was euch liegt, und habt einfach Freude an dem, was ihr tut. Das ist das Allerwichtigste.
Wenn man dann etwas älter wird, so zwischen 14 und 16 oder darüber hinaus, und merkt, dass man den Sport ambitionierter betreiben und vielleicht auch leistungssportlich weiterkommen möchte, dann lautet mein Rat: Gebt alles! Sucht den Kontakt zu älteren Athletinnen und Athleten, die schon da sind, wo ihr gerne hinmöchtet. Holt euch Tipps, tauscht euch aus – das kann unglaublich wertvoll sein.
Und wenn ihr wisst, was ihr wollt, dann geht mit voller Kraft und echtem Ehrgeiz euren Weg. Gebt dem Sport alles, was ihr habt – aber vergesst dabei nie, warum ihr angefangen habt.

PLON: Was sind deine nächsten sportlichen Ziele, auf die du aktuell hinarbeitest?
Die Saison 2025 wird für mich etwas anders verlaufen als gewohnt. Normalerweise stehen fünf Weltcup-Rennen im Kalender, doch in diesem Jahr wurden sie auf drei reduziert. Das bedeutet, dass die Weltcup-Saison insgesamt relativ kurz ausfällt.
Daher werde ich meinen Fokus voraussichtlich stärker auf die Europacup-Serie legen. In der Vergangenheit waren meine Leistungen leider nicht immer konstant – mal lief ein Rennen sehr gut, beim nächsten hingegen konnte ich das Niveau nicht halten.
Das möchte ich in dieser Saison ändern. Mein Ziel ist es, bei den Europacups konstant gute Leistungen zu zeigen und am Ende des Jahres unter die Top 5 in der Gesamtwertung zu kommen – oder, wenn alles optimal läuft, sogar unter die Top 3.

PLON: Wir wünschen bei diesem Vorhaben viel Erfolg und sagen Dankeschön für deine Zeit!

Fotos: © Philip Schaub

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