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Ralf Trettner im Interview: Was er nie vergessen wird

Bürgermeister Ralf Trettner

Bürgermeister Ralf Trettner

Er war 24 Jahre lang Bürgermeister von Pleidelsheim – eine Zeit voller Herausforderungen, Entscheidungen und bewegender Begegnungen: Ralf Trettner. Zum Ende seiner Amtszeit haben wir mit ihm gesprochen. Im Interview mit Pleidelsheim Online blickt er zurück auf prägende Momente und verrät eine ganz besondere Anekdote – und was er sich für die Zukunft von Pleidelsheim wünscht. Fünf Fragen, fünf persönliche Antworten.

PLON: Pleidelsheim ist ein besonderer Ort – was und warum sollte man auf jeden Fall in Pleidelsheim gesehen oder erlebt haben?

Das Tabak-, Spargel- & Heimatmuseum, von Gerd Warttinger ist der Ort, in dem man Pleidelsheim kompakt erleben kann. Es ist ein kleines aber feines Museum, das mit viele Liebe errichtet wurde und in dem man viel über Pleidelsheim erfahren kann.

PLON: Wenn Sie jetzt auf Ihre 24-jährige Amtszeit zurückblicken: Was war Ihr schönster Moment als Bürgermeister von Pleidelsheim? Gibt es eine Anekdote, die Sie auf keinen Fall vergessen werden und die Sie mit uns teilen können?

Ich glaube, den einen schönsten Moment gab es nicht – die 24 Jahre waren geprägt von zahlreichen besonderen Erlebnissen. Einer dieser unvergesslichen Momente war sicherlich die Eröffnung der Umgehungsstraße im Jahr 2007 oder auch die Einweihung des umgebauten Rathauses im Jahr 2019. Noch wichtiger waren für mich jedoch die vielen Begegnungen mit den Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte. Sie haben mir diese 24 Jahre so besonders gemacht.

Eine Anekdote, die ich wohl nie vergessen werde, ereignete sich bei einer Trauung im Alten Rathaus – oder besser gesagt: bei einer, bei der ich nicht erschienen bin. Das Brautpaar wartete vergeblich auf mich. Der Hintergrund: Ich war zwei Wochen im Urlaub und kehrte just an diesem Wochenende zurück. Meine Mitarbeiterin ging stillschweigend davon aus, dass ich die Trauung übernehmen würde – doch ich wusste nichts davon. In letzter Minute musste über mehrere Umwege ein anderer Kollege organisiert werden, der schließlich mit deutlicher Verspätung die Zeremonie durchführte.

Besonders tragisch daran war, dass ich an diesem Samstag mit meiner Familie bereits fast zu Hause war – wir machten nur einen kurzen Zwischenstopp zum Mittagessen im Uferstüble. Hätte mich jemand auf dem Handy angerufen, wäre ich zehn Minuten später vor Ort gewesen.

Das tut mir für das Brautpaar von Herzen leid – sie mussten an ihrem besonderen Tag viel Geduld aufbringen. Und auch ich musste damals einen kleinen, aber berechtigten medialen Shitstorm über mich ergehen lassen.

PLON: Gab es ein Herzensprojekt, das leider nicht realisiert werden konnte?

Natürlich hätte ich gerne noch den Spatenstich für den neuen Einkaufsmarkt miterlebt. Ich denke, das ist wirklich ein zentrales Projekt, das die Gemeinde über Jahrzehnte hinweg prägen könnte. Aber so ist es nun einmal.

Eine Gemeinde ist ohnehin niemals „fertig“ – sie muss sich ständig weiterentwickeln. In meinem Kopf kreisen noch viele Themen und Ideen, die nun vielleicht auf andere Weise oder auch gar nicht mehr umgesetzt werden. Dafür werden nun mit Frau Dr. Lee sicherlich ganz neue Impulse gesetzt, an die ich niemals gedacht hätte. Deshalb ist Veränderung auch etwas gutes.

PLON: Welchen Wunsch haben Sie für die Zukunft Pleidelsheims – ganz unabhängig von Politik und Verwaltung?

Ich wünsche mir, dass sich die Gemeinde ihre Offenheit bewahrt. Pleidelsheim war in der Vergangenheit immer wieder bereit, sich zukunftsweisenden Themen zu stellen – sei es im Rahmen der Lokalen Agenda, bei „Mobil ohne Auto“ oder aktuell mit dem Projekt „Ökologisch Mobil“.

Auch mit dem Thema Asylbewerber wurde sehr verantwortungsbewusst und reif umgegangen – das hat mich beeindruckt.

Diese Offenheit für die vielfältigen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten auf uns zukommen werden, wünsche ich mir auch für die Zukunft. Engstirnigkeit oder ein Blick ausschließlich in die Vergangenheit helfen uns als Gesellschaft nicht weiter.

Unsere Ehrenamtlichen – ob in Kirche, Kultur, Sport oder anderen Bereichen – sind dabei das wahre Rückgrat unserer Gemeinschaft.

PLON: Was werden Sie persönlich nach Ihrer Amtszeit am meisten vermissen – und worauf freuen Sie sich jetzt?

Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werde ich sehr vermissen. Wir haben ein wirklich großartiges Team – und das nicht nur im Rathaus, sondern auch in allen anderen Bereichen: in der Sozialstation, beim Hausmeister- und Reinigungsteam, im Bauhof, in der Bücherei, im Jugendhaus, der Kernzeitbetreuung und in den Kindergärten.

Gleichzeitig freue ich mich auf meine bevorstehende Auszeit – vermutlich eine vierwöchige Wanderung mit meiner Frau auf dem Moselsteig: rund 350 Kilometer von Perl bis nach Koblenz.

Foto: © PLON

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